Die Geschichte der Schokolade.
Bereits 1000 Jahre vor Christus wurde das Wort „kakawa“ = cacao bei dem Volk der Olmeken i. feuchten Tiefland der mexikanischen Golfküste verwendet, so dass wir davon ausgehen können, dass die Olmeken das erste Volk war, welches bereits Kakao getrunken hat.
Leider wissen wir nicht, ob das Geheimnis der Schokoladenzubereitung in den folgenden Jahrhunderten weitergegeben wurde.
500 nach Christus genossen die Maya Schokoladengetränke, die allerdings vorwiegend dem Adel vorbehalten waren. Das Getränk war sehr herb, da der Zusatz von Zucker nicht bekannt war. Diese Getränke wurden gemäß von Überlieferungen mit Gewürzmischungen, wie z.B. Chilipfeffer verfeinert. Das fertige Schokoladengetränk wurde von einem Gefäß in ein anderes gegossen, um einen Schaum zu bilden.
Die Kakaobohnen waren des weiteren Zahlungsmittel und der Reichtum der Mayas basierte auf dem Handel mit Kakaobohnen. Die Mayas handelten auch mit den Azteken, die die Kakaobohnen ebenfalls als Währung betrachteten und Kakao auch nach dem Zerfall des Mayareiches anbauten.
Die Schokolade hatte auch bei den Azteken einen sehr hohen Stellenwert. Der Genuß blieb dem Königshaus, dem Adel und hohen Würdenträgern, sowie den Fernhandelskaufleuten und Kriegern vorbehalten. Der Kakao diente aber nicht nur als Genussmittel, sondern wurde auch wie bei den Mayas als Zahlungsmittel verwendet. Da die Azteken nicht über eigene Anbaugebiete verfügten, konnte der Kakao nur über Abgaben und Handel ins Land gebracht werden. Die Fernhandelskaufleute sorgten dafür, dass die Kakaobohnen aus Regionen des heutigen Mexico und Guatemalas importiert wurden. Ein weiteres für seine großen Erträge und guten Qualitäten bekannte Gebiet war Xoconochco (Soconusco, liegt an der pazifischen Küste im Grenzbereich zwischen Mexiko und Guatemala). Dieses Gebiet war den Azteken so wichtig, dass ihr Herrscher Ahuitzolts (1486-1502) es eroberte, um die Versorgung mit Kakao durch Abgaben und Tribute sicherzustellen. Das Gebiet Soconusco galt bereits vor den Azteken und noch lange nach ihnen als eines der wichtigsten Anbaugebiete mit dem besten Kakao.
Im Jahre 1492 nach Christus entdeckt Christopher Columbus (Cristóbal Colón) den amerikanischen Kontinent. Erst auf seiner 4. Reise die am 9. Mai 1502 begann und ihn am 15. August 1502 nach Guanaja führte, traf er als erster Europäer auf Kakao. An diesem Tag traf der Admiral Kolumbus auf ein vollbeladenes Handelskanu der Maya. Kolumbus ließ das Kanu entern und Besatzung sowie die Ladung auf seine Karavelle bringen. Dabei beobachteten die Spanier, dass sich, wo immer eine Kakaobohne herunterfiel, sofort mehrere Eingeborene bückten, um sie aufzuheben. Warum die Eingeborenen diesen Bohnen so viel Bedeutung zumaßen, blieb Kolumbus aber mangels eines Dolmetschers verborgen. Kolumbus selbst hat nie Schokolade probiert.
Es war Hernán Cortés vorbehalten, den Kakao zu entdecken und nach Spanien zu bringen.
Im Jahre 1519 begann Hernán Cortés das Aztekenreiches im heutigen Mexiko zu erobern. Der Feldzug gegen die Azteken endete im Jahre 1521 mit dem Sieg der Spanier. Bald schon erkannten die Spanier, welche große Bedeutung der Kakao für die Maya und Azteken hatte. Besonders die Eigenschaft, dass Kakaobohnen als Zahlungsmittel galten, wurde von den Spaniern begeistert aufgenommen, und diese Funktion behielten die Bohnen auch noch lange während der spanischen Kolonialzeit.
Das bittere Kakaogetränk aber wirkte auf die Spanier zunächst abstoßend.
Dieser Zustand änderte sich mit der fortwährenden Besiedelung durch die Spanier. Es kam immer mehr zu Ehen zwischen armen Spaniern und einheimischen Frauen.
Durch die allmähliche Verbindung zwischen Spaniern und Maya, sowie Azteken kam es zu einer Annäherung der verschiedenen Kulturen auf vielen Gebieten.
Das Schokoladengetränk erlebte dabei eine Reihe von Veränderungen. Die Spanier tranken die Schokolade heiß wie die Maya und nicht kalt oder lauwarm wie die Azteken. Viele der einheimischen Gewürze wurden durch andere ersetzt. die die Spanier mitgebracht hatten, wie zum Beispiel Schwarzen Pfeffer. Die wohl wichtigste Änderung, die notwendig war, um der Schokolade bei den Spaniern zum Durchbruch zu verhelfen, war die Idee das Getränk mit Rohrzucker zu süßen, denn es war vor allem der bittere, herbe Geschmack der Maya- und Aztekenschokolade, der den Eroberern nicht gefiel. Die Spanier waren, wie alle Europäer geradezu süchtig nach „süßen Dingen“, seit im mittelalterlichen Europa der Zucker eingeführt worden war.
Ebenso wie sich die Rezepte für Schokolade änderten, fand eine sprachliche Anpassung des Wortes ‚cacao‘ statt.
Zunächst übernahmen die Spanier das Wort ‚cacao‘ von den Maya auf Yucatán. Die aztekische Bezeichnung für das Schokoladengetränk war ‚cacahuatl‘ zu deutsch ‚Kakaowasser‘. Für die folgende Entstehung des Wortes ‚chocolate‘, wie es heute noch in der englischen Sprache verwendet wird, ist entscheidend, dass die Spanier große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der einheimischen Sprachen hatten, so dass viele Wörter an ihre Sprechweise angeglichen wurden. Die Maya nannten das Schokoladengetränk ‚chocol haa‘, was soviel wie ‚heißes Wasser‘ bedeutet. Man geht heute davon aus, dass die spanische Bezeichnung ‚chocolate‘ entstanden ist, indem man das Maya-Wort ‚chocol‘ (heiß) mit dem aztekischen Wort ‚atl‘ (Wasser) verband. So entstand zunächst das Wort ‚chocolatl‘. Die Endung auf ‚tl‘ ist typisch für die Sprache der Azteken, bereitete den Spaniern aber große Schwierigkeiten. Sie konnten oder wollten das ‚tl‘ nicht richtig aussprechen. Sie sprachen immer ‚te‘, wenn bei den Azteken ein ‚tl‘ vorkam. So wurde aus ‚chocolatl‘ schließlich ‚chocolate‘ wie wir es heute kennen.
Nachdem sich die Schokolade bei den in Mittelamerika eingewanderten Spaniern immer größerer Beliebtheit erfreute, gelangte sie auch an den spanischen Königshof. Wann und von wem die Schokolade erstmals nach Spanien gebracht wurde, ist nicht ganz klar und es gibt etliche Spekulationen. Sehr wahrscheinlich müssen wir Hernán Cortés diesen Verdienst zuzuschreiben.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann sich die Schokolade als beliebtes Getränk am spanischen Königshof und beim spanischen Adel durchzusetzen und wurde schließlich zu einer Art spanischem Nationalgetränk. Noch heute gehört die Trinkschokolade zum traditionellen spanischen Frühstück.
Die Schokolade erreichte Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts, nachdem sie bereits in den anderen europäischen Ländern bekannt war. Dies zu einer Zeit, als es Deutschland als geschlossenen Staat noch nicht gab. Die Schokolade wurde in Deutschland lange Zeit nur als Medizin und Stärkungsmittel in Apotheken vertrieben. Eine der ersten Möglichkeiten Schokolade zum Genuss zu sich zu nehmen, bot die 1673 in Bremen gegründete Kaffeestube des Niederländers Jan Jantz van Huesden. Er hatte für ein halbes Jahr die Lizenz erhalten, ausländische Getränke wie Kaffee und Schokolade in Bremen herzustellen und anzubieten. Die Schokolade war hier wie in anderen Ländern schon wegen des Preises dem Adel und wohlhabenden Bürgern vorbehalten. Der hohe Preis wurde in den Ländern Deutschlands auch durch Zölle und Abgaben bedingt. Auch im 18. Jahrhundert hielt der hohe Preis der Schokolade aufgrund der Steuern an, die wie in Preußen von König Friedrich dem II. erhoben wurden, um den Import von Kakao zu reduzieren.
Friedrich der Große selbst galt, wie viele große deutsche Persönlichkeiten als Schokoladenliebhaber. Neben ihm gehören die Dichter Goethe (1749-1832) und Schiller (1759-1805) zu den großen Schokoladenliebhabern der Zeit.
Als eine der ersten Schokoladenfabriken in Deutschland gilt die im Jahre 1756 von Prinz Wilhelm von der Lippe in Steinhude gebaute Fabrik. Die Bezeichnung Manufaktur wäre passender gewesen, denn die Schokolade wurde noch in reiner Handarbeit produziert. Wilhelm von der Lippe hatte hierzu Arbeiter aus Portugal, die sich auf das Schokolademachen verstanden, angeworben.
Während die Schokolade in Berlin noch als teures Stärkungsmittel galt, eröffnete in Leipzig 1821 die Konditoreiwarenhandlung Wilhelm Felsche mit einer eigenen Schokoladenproduktion. Hier trafen sich im 1835 angefügten „café français“ Adel und Wohlhabende, um bei einer Tasse Schokolade zu plaudern, wie es in Frankreich, Italien und Spanien schon länger Mode war. Gefördert wurde das Wachstum der Schokoladenindustrie in Deutschland noch dadurch, dass die Zölle und Steuern auf Kakao zu Beginn des 19. Jahrhunderts in fast allen Deutschen Ländern gesenkt oder abgeschafft wurden.
Zur gleichen Zeit entstehen zahlreiche weitere Betriebe, die Schokolade noch überwiegend handwerklich herstellen. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung wird auch in der Schokoladenbranche zunehmend auf Maschinenkraft gesetzt. Eine der ersten deutschen Schokoladenfabriken, die Dampfmaschinen benutzten, war die Firma J. F. Miethe in Halle/Saale (gegründet 1804). Von nun an kam in Deutschland die Bezeichnung „Dampf-Schokolade“ auf, für Schokolade, die mit Hilfe von Dampfmaschinen produziert worden war.
Der Wegfall von Binnenzöllen in Deutschland fördert Handel und Industrialisierung. Im Jahr 1834, als in Sachsen die Binnenzölle fallen, wird in Dresden die Maschinenfabrik J.M. Lehmann gegründet. Mit ihren eigenen Entwicklungen für die Schokoladenindustrie trägt das Unternehmen maßgeblich zur Industrialisierung bei. Nicht nur die Firma Lehmann war in Dresden ansässig, sondern vor allem auch viele Schokoladenhersteller hatten in Dresden ihren Ursprung.
Am 6. Januar 1877 wird in Dresden der Verband deutscher Schokoladefabrikanten gegründet. Ziel des Verbandes ist es, die von ihm selbst aufgestellten Richtlinien durchzusetzten. Neben der Kontrolle von irreführenden Bezeichnungen ist es vor allem der Kampf für die Qualität der Schokolade, um die sich der Verband bemüht. Mit dem zunehmend guten Geschäft mit Schokolade kommen nämlich viele Hersteller auf die Idee, Teile des teueren Importproduktes Kakao durch billige Stoffe zu ersetzten. Ab 1878 gibt es eine eigene Verbandsmarke, die die Reinheit der damit versehenen Produkte garantiert. Hersteller, die diese Marke verwenden wollen, müssen sich dafür jederzeit kontrollieren lassen.
In Dresden, dem damaligen Zentrum der deutschen Schokoladenindustrie, werden wärend der Gründerzeit von 1871 bis 1873 gleich vier Aktiengesellschaften im Bereich Schokolade gegründet. Um 1880 werden in Dresden etwa 550 Tonnen Schokolade pro Jahr hergestellt. Das entspricht 30 % der damaligen deutschen Gesamtproduktion von ca. 1700 Tonnen pro Jahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt 1881 bei 60 Gramm pro Jahr.
Mit dem steigenden Angebot gewinnen Markennamen an Bedeutung
Dresden war der Dreh- und Angelpunkt für die Schokoladenhersteller wie z.B. Petzold & Aulhorn (1843 gegründet) und Riedel & Engelmann (Schwerter-Schokoladen) in Dresden- Plauen, aber auch die Maschinenhersteller wie J.M. Lehmann Dresden und Elitewerke AG Erbisdorf/Sachsen siedelten sich in und um Dresden an.
Nicht zu vergessen natürlich den Blechwarenfabrikanten Anton Reiche.
Das Unternehmen wurde um 1870 von Anton Reiche, einem 1845 in Wilsdruff geborenen Bauernsohn, in der Münzgasse gegründet und befand sich später im Annenhof in der Wilsdruffer Vorstadt. Anton Reiche hatte während seiner Wanderjahre in Paris bei der Firma Létang Fils das Verfahren der Blechformenherstellung kennen gelernt und mit in seine sächsische Heimat gebracht. 1877 verlegte der gelernte Klempner seine Werkstatt zum Freiberger Platz und spezialisierte sich auf die Herstellung von Blechformen und Blechverpackungen. Anton Reiche galt als cleverer Geschäftsmann und ließ die bei der Herstellung der Formen anfallenden Abfälle zu Spielzeug, Spardosen, Werbeschildern u. ä. verarbeiten, um das wertvolle Material effizient auszunutzen. Entscheidend für seinen Erfolg war jedoch die Produktion von Formen aus Weißblech zur Schokoladenherstellung, die das bis dahin verwendete teurere Kupferblech ersetzten.
Auf Anregung des Plauener Mühlenbesitzers Traugott Bienert erwarb Anton Reiche 1886 ein Grundstück in der Bamberger Straße 1-9, wohin er seine gesamte Produktion verlegte. Traugott Bienert war es der Anton Reiche für den Erwerb des Grundstückes in der Bamberger Straße Geld für den Kauf gab.
Begünstigt durch die verbesserten räumlichen Bedingungen gehörte die Anton Reiche Blechwarenfabrik AG um 1900 zu den bedeutendsten Plauener Unternehmen und beschäftigte zeitweise über 1800 Arbeiter. Nach dem Tod des Firmengründers 1913 wurde das Werk von seinen Söhnen fortgeführt und blieb bis zum Zweiten Weltkrieg bedeutendstes Unternehmen seiner Branche in Deutschland. Der 1945 schwer beschädigte Betrieb wurde in der Nachkriegszeit enteignet und zum VEB Schokoladenformen Dresden umgewandelt, später vom DDR-Kombinat NAGEMA übernommen und 1991 geschlossen. Auf dem früheren Werksgelände entstanden in den letzten Jahren Wohn- und Bürohäuser. Monica Tinhofer war es, die über Jahrzehnte Schokoladenformen sammelte und der Stiftung Hofmühle Dresden (ehemalige Bienert – Mühle) ihre Sammlung für das Anton Reiche Museum Dresden zur Verfügung stellte. (Quellen: Monica Tinhofer, Urenkelin von Anton Reiche und Arne Homborg, Minden)